Wir haben prominente Menschen gefragt, was die Klimakrise und das Artensterben in ihnen auslösen. Wir wollten wissen, was ihnen Angst macht, was ihnen Hoffnung schenkt und welche Bedeutung die Natur für sie hat. Im Greenpeace Magazin 1.24 widmen wir uns den Emotionen, welche die Krise der Natur in vielen von uns hervorruft. Hier geht es zu weiteren Prominenten, die von ihren Umweltgefühlen erzählen.

© Michael Orth © Michael Orth

Cornelia Funke, 64, Kinder- und Jugendbuchautorin, 
engagiert sich für die Artenvielfalt 

Was empfinden sie, wenn Sie sich in der Natur aufhalten?

Dass ich der wirklichen Welt begegne.

Was machen die aktuellen Entwicklungen der Klimakrise und des Artensterbens mit Ihnen? 

Ich denke jeden Tag darüber nach, wie ich mich noch mehr dagegen engagieren und was ich in meinem persönlichen Leben ändern kann, um unsere Art zu leben für diesen Planten etwas akzeptabler zu machen. Ich lade junge Umweltschützer zu mir ein, plane Workshops mit der UN-Dekade für Artenvielfalt und spüre, dass das Thema auch immer mehr Fäden durch meine Bücher webt.

Was macht Ihnen Angst?

Dass wir so viel wissen und ständig nach neuem Wissen streben, aber nicht nach dem handeln, was wir dabei erfahren. Und dass unser Wissen immer weniger von Erfahrung mit der wirklichen Welt gespeist wird.

Was macht Sie wütend?

Dass sich überall erneut rassistisches und faschistisches Denken regt und diese Bewegungen sehr oft von den Reichen dieser Welt finanziert werden. Dass der reichste Kontinent, Afrika, auch der Ärmste und Krieg immer noch ein politisches Mittel ist.

Was gibt Ihnen Hoffnung? 

Menschen. So viele Menschen, die sich gerade wehren und anders leben.

© Robin Kater © Robin Kater

​​​​​Wilson Gonzalez Ochsenknecht, 33, Schauspieler

„Man merkt, dass es immer mehr extreme Wetterlagen und auch Umweltkatastrophen gibt, unter denen viele Menschen leiden müssen. Im Winter schneit es auch kaum noch in den gemäßigten Breitengraden, die Sommer sind heißer und oft trockener. An manchen Orten der Welt ist es viel zu heiß zum Leben geworden. Aber nicht nur Menschen leiden darunter: Viele Tierarten werden verdrängt oder sterben aus, zum Beispiel gibt es immer weniger Korallenriffe. 

Früher oder später müssen wir alle darunter leiden, aber viele leiden jetzt schon. Das kann auch gesellschaftlich ganz schnell zu neuen Problemen führen, zu neuen Fluchtreaktionen aus den heißen Gebieten, Süßwassermangel für alle Menschen und vieles mehr. Ich finde es traurig, wie leichtsinnig manche Menschen mit dem Thema umgehen oder dass es sie einfach nicht interessiert. Hoffnung gibt mir, dass die nächste Generation viel besser mit dem Thema umgehen wird, als wir es tun.

In der Natur empfinde ich eine Art Frieden oder Friedlichkeit: Es ist schön da draußen, das sollte so bleiben.“

© Sarah Köster © Sarah Köster

Leslie Clio, 37, Pop- und Soul-Sängerin

„Die Klimakrise bewirkt zum Beispiel, dass ich kaum noch fliege, weiterhin glücklich vegan lebe und möglichst auf lokales Essen setze. 

Mir macht Angst, dass noch viel zu viele Menschen scheinbar nicht bereit sind, ihre Gewohnheiten und ihren Lebensstil den neuen Notwendigkeiten anzupassen. Dekadenz und Verschwendung sind out. Wütend machen mich Ignoranz und Egoismus der Krise gegenüber. Hoffnung geben mir die nachkommenden Generationen, weil sie scheinbar ein ganz anderes Aufklärungs- und Empathielevel mitbringen als vielleicht ältere Generationen, die nicht mit der Klimakrise aufgewachsen sind. Das Bewusstsein ist ein ganz anderes, das gibt mir Hoffnung.

Ich versuche, so oft es geht, in den Wald zu gehen. Im Sommer lebe ich quasi am See. Natur spricht. Ich halte zum Beispiel die Aufklärungsarbeit von Menschen wie Peter Wohlleben für unheimlich wertvoll und wichtig, weil sie ein so notwendiges Bewusstsein dafür schafft, dass Mensch, Natur und Tier zusammen gehören und der Mensch beschützen statt ausbeuten soll.“

© Marco Fischer © Marco Fischer

Benjamin Adrion, 42, ehemaliger Profifußballspieler und Sozialunternehmer,
Gründer der Organisation Viva con Agua, die sich für das Recht auf Wasser einsetzt

„Ich fühle mich verbunden und verwurzelt. Die Natur gibt Kraft und vermittelt Magie. Dafür müssen wir hinhören und unser Herz öffnen. Die Klimakrise bestärkt mich darin zu tun, was wir eh schon tun mit Viva con Agua: Mein Leben dafür einzusetzen, um auf der richtigen Seite der Geschichte zu stehen. Wasser für alle!

Es macht mir Angst, dass so viele Menschen Angst haben, denn Angst lähmt die Menschen und macht sie handlungsunfähig. Wenn man Angst hat, trifft man schlechtere Entscheidungen. Angst ist kein guter Ratgeber. Ich versuche, mich nicht in Wut zu verlieren. Eine positive Motivation ist mir viel wichtiger, denn damit entstehen Handlungsspielräume. Was ich durchaus nicht verstehen kann: Warum lassen wir als Menschheit es zu, dass es so bittere Armut gibt, während andere in Luxus ersticken? Hoffnung geben mir meine Kinder. Die Zukunft. Gemeinschaft. Das Universum. Wir sind noch lange nicht am Ende – die Welt dreht sich weiter noch viele Milliarden Jahre. Die Hoffnung bleibt, dass wir uns auch weiterhin mit drehen.“

Protokolle: Lilly Denninger und Thomas Merten

Weitere Stimmen zum Thema finden Sie in der Übersicht. Diese Umfrage stammt aus unserer aktuellen Ausgabe „Wie geht es uns?“ In diesem Heft widmen wir uns angesichts der multiplen ökologischen Krisen dem Thema Gefühle. Das Greenpeace Magazin erhalten Sie in unserem Warenhaus oder im Bahnhofsbuchhandel. Alles über unsere vielfältigen Abonnements inklusive Prämienangeboten erfahren Sie in unserem Abo-Shop. Sie können alle Inhalte auch in digitaler Form lesen, optimiert für Tablet und Smartphone. Wir wünschen viel Inspiration beim Schmökern, Schauen und Teilen!

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