Liebe Leserinnen und Leser,

obroni wawu – Kleidung des toten weißen Mannes: So heißen in Ghana die von durchaus lebendigen Menschen gespendeten Textilwaren, die dort aus Großbritannien, den USA und auch aus Deutschland landen. Rund 15 Millionen Kleidungsstücke kommen pro Woche hinzu. Damit ist das westafrikanische Land der größte Importeur in diesem Bereich. Mit dem voranschreitenden Trend zur „Fast Fashion“ ist das Volumen in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen.

Und während viele Menschen vor Ort mit dem Textilhandel ihren Lebensunterhalt bestreiten, ist der eigentliche Spendenprozess im Grunde genommen eine moralisch aufgehübschte Form der Müllentsorgung für Industriestaaten: 100 Tonnen Altkleider verlassen den weltweit größten Second-Hand-Markt Kantamanto in Ghanas Hauptstadt Accra pro Tag als Müll. Ein großer Teil davon landet in der Natur, wo riesige Textilberge und somit dramatische Umweltprobleme entstehen.

Sarah Johnson ist der Spur der Spenden für den Guardian gefolgt. Wir empfehlen die Lektüre und legen los mit der Presseschau zum Dienstag. Bis morgen!

Kleine Klimakonferenz in Bonn: Schlafwandeln Richtung Abgrund

Bericht, 2 Minuten Lesezeit

Mit wenig Optimismus sind am Montag in Bonn die zehntägigen Zwischenverhandlungen für die nächste Weltklimakonferenz gestartet. Die 28. Weltklimakonferenz, kurz COP 28, soll Ende des Jahres in Dubai stattfinden. Themen sind unter anderem eine Bilanz der Bemühungen seit Beschluss des Pariser Weltklimaabkommens 2015 sowie die Anpassung an den Klimawandel. Zudem geht es darum, wie sich Klimaschutz sozialverträglich gestalten lässt. Skeptisch sind viele ExpertInnen, weil sie von den Vereinigten Arabischen Emiraten als Gastgeber kaum entscheidende Schritte zur Reduzierung fossiler Brennstoffe erwarten. Das sei hochproblematisch, sagte Greenpeace-Chef Martin Kaiser der taz: „Da hat man den Bock zum Gärtner gemacht“

Palmöl-Produktion mit Artenschutz kombiniert

Hintergrund, 3 Minuten Lesezeit

Ökologische Maßnahmen gehen nicht unbedingt zulasten des Ertrags: Bauminseln in Palmölplantagen können die Artenvielfalt steigern, ohne die Produktivität auf der Gesamtfläche zu verringern. Dies geht aus Ergebnissen eines Langzeit-Versuchs auf der indonesischen Insel Sumatra hervor. „Es gibt ein echtes Potenzial, diese Praktiken der ökologischen Wiederherstellung in großem Maßstab zu entwickeln“, resümiert Erst-Autorin Delphine Clara Zemp von der Universität Neuchâtel. Abschließend betont das Team allerdings, dass weiterhin die Vermeidung der Entwaldung oberste Priorität hat: „Die ermutigenden Ergebnisse dürfen nicht dazu führen, dass die Erhaltung der tropischen Wälder, die eine unersetzliche Artenvielfalt beherbergen, gefährdet wird“, mahnen die Wissenschaftler laut wissenschaft.de

Der eurozentrierte Blick auf die Katastrophe

Radiobeitrag, 4 Minuten Laufzeit

Der Klimawandel ist in Europa längst spürbar. Trotzdem werden hiesige Naturkatastrophen immer wieder mit Verwunderung kommentiert: Sie passen einfach nicht ins kolonial geprägte, westliche Selbstbild, sagt die Autorin und Journalistin Şeyda Kurt. In einem Kommentar für den Deutschlandfunk Kultur für sie aus: „Das eurozentrische Weltbild der eigenen Erhabenheit – selbst bei Naturkatastrophen – geht (…) Hand in Hand mit Wirtschaftsinteressen. Der Glaube an die eigene Unbezwingbarkeit ist nicht nur förderlich fürs kollektive Wohlbefinden, sondern auch für das Image des Wirtschaftsstandorts Europa als sicherer, unantastbarer Hafen für Investorinnen und Investoren. Klimakrise? Naturkatastrophen? Nur Nebensache und nicht unser Bier!“

Fast alle Erdbeeren enthalten Pestizide

Bericht, 2 Minuten Lesezeit

In konventionellen Erdbeeren stecken oft Substanzen, die man als Verbraucher nicht möchte, nämlich Pestizide. Am Montag veröffentlichte der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) die Ergebnisse einer neuen Untersuchung: Danach fanden die Umweltschützer in 15 von 19 Proben Rückstände von Fungiziden, also Anti-Pilzmitteln. Gut die Hälfte der Proben wies zwei oder mehr Wirkstoffe gegen Pilze auf; in drei Fällen fand der BUND sogar vier unterschiedliche Fungizide. Gerade diese Mehrfachbelastung sei besorgniserregend, erklärt Corinna Hölzel vom BUND im Tagesspiegel. „Durch Wechselwirkung zwischen Pestiziden kann ihre giftige Wirkung verstärkt werden. Diese Gefahren werden bislang durch die Risikobewertung nicht ausreichend berücksichtigt“

Europas größter Naturschutzinitiative droht die Bruchlandung

Hintergrund, 8 Minuten Lesezeit

Bis 2030 will die EU ein Fünftel der europäischen Landfläche renaturieren. Was dem Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen dienen soll, droht an einer rechtskonservativen Allianz zu scheitern. Gemeinsam mit Lobbyorganisationen haben die Parteien im EU-Parlament eine Allianz gebildet – mit dem Ziel, das Vorhaben zu Fall zu bringen. Federführend dabei ist die konservative EVP-Fraktion im Europaparlament unter ihrem Vorsitzenden Manfred Weber (CSU) – sie fordern eine komplette Rücknahme der Initiative. Forschende weisen die Argumente der Konservativen zurück. Gerade die ökologische Krise in der Agrarlandschaft gefährde die Ernährungssicherheit in Europa, betonen mehr als 160 Wissenschaftler aus aller Welt in einer gemeinsamen Erklärung. Details hat das Spektrum Magazin

Artenvielfalt einer Region lässt sich an der Luft ablesen

Hintergrund, 3 Minuten Lesezeit

Das globale Artensterben stellt eine große Bedrohung für die Ökosysteme auf der ganzen Welt dar. Bisher war es jedoch kaum möglich, diese Verluste in großem Maßstab zu quantifizieren, was größtenteils dem Fehlen der erforderlichen Infrastruktur geschuldet ist. Eine neue Studie im Fachjournal „Current Biology“ zeigt jedoch, dass eine wichtige Quelle für solche Informationen bisher völlig übersehen worden war: Umwelt-DNA (eDNA) aus Filtern von tausenden Überwachungsstationen für die Luftqualität. Die Analysen des Teams erbrachten eDNA von mehr als 180 verschiedenen Pflanzen, Pilzen, Insekten, Säugetieren, Vögeln, Amphibien und anderen Gruppen. Es berichtet der Standard