Wegweiser

Maike Schwanecke

„Man steht mit einem Bein im Knast.“
Maike Schwanecke

 

Ein Herz für Waschbären

Abends hockt Manuela immer auf dem Kronleuchter. Maike Schwanecke benannte die Elster nach ihrer Finderin, die sie zu ihr brachte. Schwanecke gehen langsam die Namen aus für die etlichen Hasen, Rehe, Eichhörnchen, Marder, Füchse, Kaninchen und Waschbären, die sie auf einem alten Bauernhof in der Lüneburger Heide ehrenamtlich gesund pflegt.

Rund siebzig Tiere leben dort, Schwanecke zimmert stetig neue Gehege, Hütten und Zäune – alles möglichst artgerecht. Die meisten Tiere wildert die Ergotherapeutin wieder aus, verlässt sich dabei auf ihre Erfahrung und die Zusammenarbeit mit Jägern, Tierärztinnen und Wildtierverbänden. Schon als Kind schleppt die heute 37-Jährige halbtote Mäuse nach Hause. Im Frühjahr füttert sie wochenlang Jungtiere mit der Flasche, Schlafmangel inklusive. Schwaneckes Familie nimmt es gelassen.

Gar nicht gelassen hingegen ist die Debatte über „unerwünschte“ Arten, etwa Waschbären, Nutrias oder Marderhunde. Die einen rufen nach Abschuss, die anderen pochen auf den Tierschutz. Schwanecke kennt die Argumente beider Seiten. Seit 2015 gibt es einheitliche Gesetze für den Umgang mit invasiven Arten in Europa. 2016 kamen auch Waschbären auf die lange Liste. Nimmt Schwanecke ein Tier auf, darf sie es nicht wieder aussetzen. Ihre Waschbären bleiben also im Gehege – und das kostet. Schwanecke bezahlt alles selbst. Die Vorschriften sind unübersichtlich: „Man steht mit einem Bein im Knast.“

Vor hundert Jahren wurden die Tiere für Pelzfarmen aus Nordamerika nach Deutschland geholt, 1934 setzte man Waschbären in Hessen aus, um sie anzusiedeln. Inzwischen sollen 1,3 Millionen Waschbären in Deutschland leben. Eine Ausrottung hält Schwanecke, der der Schutz allen Lebens am Herzen liegt, für ausgeschlossen. Klar komme es zu Artenkonflikten, aber nicht in dem Ausmaß, wie Abschussbefürworter es oft behaupten. Ginge es nach ihr, würden Jägerinnen, Tierschützer, Ökologinnen und Landwirte gemeinsam echte Lösungen beschließen. Warum etwa nicht kastrierte Waschbären auswildern? Maike Schwanecke wäre dafür.

Maike Schwanecke